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Mandeln, Beerenextrakte, Avocadoöl – Naturkosmetik mit einer solchen Zutatenliste wirkt vertraut und einladend, wodurch die Pflegeprodukte auf natürliche Weise vertrauensvoll wirken. Bei INCI-Angaben (den standardisierten Inhaltsstoff-Bezeichnungen) wie „Caprylic/Capric Triglyceride“ runzeln naturverbundene Laien schon die Stirn, während sie bei kryptischen Bezeichnungen wie Argireline, SNAP-8 oder Matrixyl3000 zurückschrecken. Geht es dir ähnlich? Hier kommen spannende Details, die verdeutlichen: Moderne Ingredienzien der Wirkstoffkosmetik und Naturkosmetik-Klassiker liegen überraschend nah beieinander!
Was ist Naturkosmetik?
Bei der Vielfalt an Kosmetikprodukten helfen klare Kategorien bei der Orientierung. Beliebt ist hierfür ein Fokus auf die Zutaten. Sofern der natürliche Ursprung überwiegt und die synthetischen Inhaltsstoffe eher Nebenrollen übernehmen, spricht man gewöhnlich von Naturkosmetik.
Weil dieser Begriff ungeschützt ist, lässt er aber zunächst keine Rückschlüsse auf die tatsächliche Natürlichkeit des Kosmetikartikels zu – ein lästiges Detail, das du sicherlich auch schon bemerkt hast. Nur zertifizierte Naturkosmetik – etwa mit dem NATRUE-Siegel – achtet darauf, dass synthetische Wirkstoffe nur dann verwendet werden, wenn sie unbedenklich und zugleich unverzichtbar sind. Mit der entsprechenden Zertifizierung – beispielsweise von Demeter – wird sie zusätzlich zur Bio-Kosmetik.

Die Wirksamkeit im Fokus
Das Erste, was Wirkstoffkosmetik und Naturkosmetik gemeinsam haben, ist die ungeschützte Bezeichnung. Wenn das Pflegeziel bedeutsamer ist als der Ursprung der Zutaten, die dafür spezifisch ausgewählt und kombiniert werden, sprechen einige Labels bereits von Wirkstoffkosmetik. Meistens kommt als weiteres Kriterium die hohe Konzentration von geprüften Schlüsselsubstanzen für nachweisliche Effekte hinzu.
Synthetisch, pflanzlich oder mineralisch – je nach Präferenz können verschiedene Rezepturen zum Einsatz kommen. Das erklärt, warum es auch naturnahe Wirkstoffkosmetik gibt. Und weil die Grenzen fließend sind, entdeckst du in Drogerien auch hochwirksame Naturkosmetik oder Bio-Kosmetik.
Was ist Clean-Beauty?
Gehobene Ansprüche bei der Ernährung und Körperpflege sind kein Trend mehr, sondern gehören zum Selbstverständnis vieler Menschen. Wer auf „Clean-Beauty“ setzt, erwartet bei Kosmetik mindestens, dass potenziell bedenkliche Stoffe wie
- Mineralöle
- Parabene
- PEGs
- Silikone
außen vor bleiben. Und zunehmend wird eine wissenschaftliche Formulierung erwartet, die transparent erläutert ist. Effektive Hautpflege, die dem Zeitgeist entspricht, umfasst heute nicht nur Seren und Cremes, sondern auch Peelings & Masken.
Wirkstoffkosmetik voller Naturwunder? Kein Widerspruch!
Vielleicht ist es auch dir schon passiert: Im Beauty-Magazin wird die biotechnologische Kompetenz des brandneuen Sterns am Kosmetikhimmel hochgelobt. Neugierig inspizierst du die Pflegelinie und stolperst über:
- Arganöl
- Mandelöl
- Jojobaöl
- Sheabutter
- Sonneblumenöl
- Aloe Vera

Und vermutlich schießt dir durch den Kopf: Warum erinnert die innovative Wirkstoffkosmetik an Naturkosmetik alter Schule?
Weil es keinen Sinn ergibt, das Rad zweimal zu erfinden. Es gibt hochwertige Pflanzenstoffe, die renommierte Traditionsmarken bei ihren Wirkformeln für vegane Kosmetik umfassend erprobt haben. So gilt der Nutzen für die effektive Hautpflege, wie beispielsweise Peelings & Masken, bei den oben gelisteten Naturklassikern als gut belegt. Deshalb ist naturnahe Wirkstoffkosmetik, die pflanzlichen Megastars treu bleibt, einfach clever.
Upgrade für pflanzliche Wirkstoffe – dank Biochemie
Natürliche Inhaltsstoffe können großartig sein und trotzdem störende Kehrseiten haben. Kokosöl ist dafür ein fantastisches Beispiel. Wenn du es beim Kochen verwendest, kommt dir ein Manko sofort in den Sinn: Vergleichsweise kleine Temperaturunterschiede genügen, damit es mittags knüppelhart und abends dünnflüssig ist.
Es wäre nervig, wenn du kurz nach dem Aufwachen ähnlich große Unterschiede beim Aufschrauben deiner Lieblingscreme einkalkulieren müsstest. Genauso gern verzichtet man im Gesicht auf den fettigen Film, der für die Kochzutat typisch ist. Kein Wunder also, dass auch zertifizierte Naturkosmetik dies berücksichtigt. Sie lässt MCT-Öl (Caprylic/Capric Triglyceride), das auf Kokos basiert, als gängige Alternative zu.
Mit industriellen Verfahren werden für diese beliebte Kosmetikzutat mittelkettige Fettsäuren extrahiert und chemisch verbunden. Dadurch erhält das Öl eine stabilere Konsistenz, zieht schneller ein und hat eine angenehm leichte Textur. Außerdem dient die biochemische Veredelung der Hautverträglichkeit. Denn Erfahrungsberichte sprechen dafür, dass natives Kokosöl die Poren verstopfen kann, was vor allem bei unreiner Haut ungünstig wäre. Das möchte weder eine moderne Naturkosmetik noch eine naturnahe Wirkstoffkosmetik riskieren.

Bewährter Türöffner für Naturextrakte? Biotechnologie!
Viele Pflanzenstoffe mit langer Heilmitteltradition werden gerne bei der Naturkosmetik ins Spiel gebracht. Dazu zählt Kamille, die für ihre beruhigende und entzündungshemmende Wirkung geschätzt wird. Der Haken: Mehr Menschen, als man denkt, reagieren auf klassische Kamillenextrakte mit Allergien oder Irritationen. Besonders häufig treten solche Probleme bei einer Haut auf, die generell sensibel ist oder zu Neurodermitis neigt.
Medizinisch orientierte Dermakosmetik löst solche Probleme seit langem mit Biotechnologie: Während die unbedeutenden Pflanzenreste allergen oder irritierend wirken können, geht die eigentliche Wirksamkeit der Kamille vom α-Bisabolol aus. Dieser pflanzliche Wirkstoff lässt sich biotechnologisch fermentieren oder synthetisch gewinnen – für Rezepturen, die einen höheren Reinheitsgrad haben und verträglicher sind. Das hilft nicht nur Allergikern weiter, sondern steigert die Qualität auch generell – ob nun bei Wirkstoffkosmetik oder Naturkosmetik.

Vegane Kosmetik mit hoher Wirksamkeit? Technik macht es möglich!
Retinol gehört zu den Multitalenten, auf die man in der Anti-Aging-Pflege und bei modernen Slow Aging Cremes kaum noch verzichten möchte. Weil die Substanz seit den 1980er-Jahren intensiv untersucht wird, gibt es zum Beispiel viele klinische Studien, die eine Wirkung auf Falten oder die Kollagenproduktion bestätigen.
Wahrscheinlich ist auch dir bekannt, dass es sich um eine Form von Vitamin A handelt, das in vielen tierischen Lebensmitteln enthalten ist. Einerseits wäre es für vegane Kosmetik unmöglich, auf diese Top-Lieferanten zurückzugreifen. Andererseits ist es bei vielen Pflegezielen hinderlich, dass Pflanzen nur Vorstufen von Retinoiden enthalten. Deutlich klüger ist es also wieder, sich von der Natur inspirieren zu lassen und auf synthetische Wirkstoffe zurückzugreifen.
Tatsächlich kennt man inzwischen auch pflanzliche Wirkstoffe, die bei Naturkosmetik gerne als Retinol-Alternative genutzt werden – beispielsweise Bakuchiol. Allerdings ist diese junge Zutat bislang wenig erforscht. Deshalb wird das bewährte Multitalent bevorzugt, das zwar synthetisch gewonnen wird, aber durch die Verwandtschaft mit Vitamin A nicht unnatürlich ist. Bei ausgewählten Pflegezielen sind die Studien zu Bakuchiol inzwischen so vielversprechend, dass auch naturnahe Wirkstoffkosmetik diesen pflanzlichen Newcomer nutzt.
Hightech-Wirkstoffe, die der Natur auf die Sprünge helfen
Peptide sind Molekülketten mit Aminosäuren, die man auch als „Mini-Proteine“ bezeichnen könnte. Die Natur hat es so vorgesehen, dass sie im Körper als wichtige Botenstoffe dienen – etwa bei der Zellerneuerung. Außerdem sind sie in Proteinen für den Gewebeaufbau enthalten. Genau hier setzen fortschrittliche Wirkstoffe an.
- Argireline ahmt natürliche Signalpeptide des Körpers nach, um – sehr vereinfacht zusammengefasst – die Haut zum glatteren Erscheinungsbild zu motivieren.
- SNAP-8 versteht sich als Weiterentwicklung dieser biotechnologisch hergestellten Peptide.
- Matrixyl3000 ist ebenfalls ein Laborprodukt mit Aminosäuren, das als Signalpeptid auf die Kollagenproduktion abzielt.
Bei Naturkosmetik, die strengeren Zertifikaten gerecht werden möchte, sind solche Komponenten nicht gestattet. Sie bestehen aber trotzdem aus natürlichen Bausteinen, die der Körper von seinen Prozessen kennt und ihm demnach nicht fremd sind.
Naturverbundene Visionen statt Kompromisslosigkeit – der Weg von Puvero
Nur Hightech oder nur Natur ohne Kompromisse: Wer biotechnologische Wirkstoffkosmetik und Naturkosmetik mit Tradition gegeneinander ausspielt, lässt sich etwas entgehen. Das leuchtet nach den anschaulichen Beispielen gewiss auch dir ein. Entscheidend ist, was deiner Haut guttut und deinen Wünschen entspricht. Und wenn synthetische Wirkstoffe den Weg zu Clean-Beauty ebnen, ist man doch gerne kompromissbereit, oder nicht?
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